Irgendwann im Januar 2012 fiel der Groschen. Die Erkenntnis traf mich wie ein Ziegelstein am Hinterkopf.
Über Weihnachten und Silvester hatte ich meine Schlank im Schlaf Diät schleifen lassen. SiS ist eine Trennkost, die versucht den Insulinspiegel gleichmäßig zu halten und die Fettverbrennung anzukurbeln. Morgens keine tierischen Eiweiße, sondern Kohlenhydrate, abends keine Kohlenhydrate, sondern tierische Eiweiße. Nur, was sollte ich morgens essen? Ich mag weder Marmelade, noch Honig, und ständig Tomate auf Brot war unbefriedigend. Ich begann mich nach veganen Alternativen umzusehen.
Außerdem hatte ich Liebeskummer und badete in meinem Leid. Ich fragte mich, warum ich so machtlos sei und womit ich das eigentlich verdient hätte. Warum war ich so ignorant behandelt worden? Das hatte ich nicht verdient.
Da traf mich die Erkenntnis. Ich beschwerte mich, dass ich leide, aber durch mich litten so viele Tiere durch meinen Verzehr von tierischen Produkten! Ich war geschockt über diese Erkenntnis. Ich, die sich für alle Unversehrtheit wünscht und niemanden schlagen kann, ließ es zu, dass für mich jeden Tag Tiere sterben und gequält werden. Sie werden eingesperrt, können nicht ihr natürliches Leben leben und das nur, weil sie wehrlos sind! Unschuldig und wehrlos.
Diese Ignoranz schockte mich. Ich will nicht ignorant sein!! Ich will nicht, dass irgend ein Tier gequält wird.
Die Preise müssen niedrig sein, der Rest ist egal. Was den Tieren dadurch angetan wird, ignorieren die meisten gerne. Solange eine grüne Weide auf der Verpackung ist, ist alles ok.
Solange man nicht sieht, wie die Tiere in den Schlachthof getrieben werden und ihnen die Kehle aufgeschlitzt wird, kann man es ja essen.
Solange man nicht sieht, wie die Hühner kein Tageslicht abbekommen, ihre Schnäbel abgeschliffen werden und sie ein vielfaches der Eier legen, die sie normalerweise legen würden, und das ihren Körper so auslaugt, dass sie lange vor ihrer Lebenserwartung sterben, ist ja alles ok. Um die männlichen Küken, die keinen wirtschaftlichen Nutzen haben und zerschreddert werden, trauert niemand.
Dass die Milchkühe tagein tagaus rumstehen, dass sie jährlich zum kalben gezwungen werden und ihre Kinder ihnen entrissen werden, wobei die männlichen Kälber zum Kalbfleisch werden und die weiblichen Kälber das gleiche Schicksal wie ihre Mütter erwartet, dass ihre Euter zum Zerbersten voll sind, das ist egal, Hauptsache es kommt gesunde Milch auf den Tisch.
Selbst ohne die ökologischen Aspekte zu betrachten ist das schon ein großer Schock für mich gewesen.
Ich weiß, dass man die Menschen nicht schnell genug ändern kann. Den Großteil der Menschen kann man wahrscheinlich überhaupt nicht für eine vegane Lebensweise begeistern. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und in den Köpfen und in der Gesellschaft muss sehr viel passieren, damit kein Tier mehr gequält wird.
Bisher war es eine gute Ausrede. Man kann es eh nicht ändern. Wozu also anstrengen.
Ich kann diese Last nicht mehr tragen. Wenn andere Menschen damit leben und es ignorieren können, dass in jeder Sekunde etliche Tiere für ihren Genuss leiden, ist das traurig.
Mir wurden endlich die Augen geöffnet.
Für Veganismus habe ich mich schon länger interessiert. Den ersten Kontakt mit einer Veganerin habe ich in der Schule gehabt. Sie brachte mal einen veganen Kuchen mit und ich hielt sie für seltsam. Interessant, aber sinnlos. Noch vor kurzem ärgerte ich mich über eine andere vegane Freundin, weil ich aus dem gewohnten Einkaufsmuster ausbrechen musste und mal nachdenken musste. Wie konnte ich nur so ignorant sein?
Ich werde mein bestes tun, damit ich in Zukunft ruhigen Gewissens in mein Essen beißen kann, ohne den Geschmack von Mord zu schmecken.
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